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Wachstum
Wachstumskurven von Helmut Creutz: a) natürlich, b) linear, c) exponentiell Zeichnung von Eugen Kment |
Wachstum ist nicht generell abzulehnen (was die Kritiker den Wachstumskritikern immer wieder vorwerfen). Es gibt Formen des Wachstums, die relativ unbedenklich sind und der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dienen. Lineares und natürliches Wachstum bewegen sich in einem in der Regel kontrollierbaren Rahmen. Beispielsweise gibt es für Bäume eine optimale Obergrenze, über die sie nicht hinaus wachsen; ihr Wachstum ist begrenzt. Und es gibt exponentielles Wachstum, das unbegrenzt ist. „Die Wirtschaft muss wachsen", heißt es immer wieder. Und zwar exponentiell, muss man hinzufügen, um die Tragweite dieser Aussage nachvollziehbar zu machen. Exponentielles Wachstum beginnt langsam, nimmt dann aber allmählich an Fahrt auf und erreicht kaum vorstellbare Geschwindigkeiten. Die Grafik und eine einfache Faustformel machen die Dynamik dieser Form des Wachstums klar, die unser Leben zunehmend bestimmt. Will man mit einer Faustformel ungefähr berechnen, wie schnell sich etwas durch exponentielles Wachstum verdoppelt, teilt man die Zahl 72 durch den Zinssatz. Für unser Beispiel nehmen wir an, dass eine Million Autos pro Jahr verkauft werden und eine jährliche Steigerung von zehn Prozent erreicht werden sollen. Daraus ergibt sich, dass sich die Zahl der verkauften Autos bereits nach etwas mehr als sieben Jahren auf zwei Millionen verdoppeln müsste. Zum Vergleich: Bei Politikern schrillen die Alarmglocken bei einem jährlichen Wirtschaftswachstum von weniger als drei Prozent, was „nur" alle 24 Jahre eine Verdoppelung bedeuten würde. Bei der von zahlreichen Banken und anderen Konzernen ausgegebenen Rendite von 25 Prozent dauert die Verdoppelung weniger als drei Jahre. Es ist augenscheinlich, dass exponentielles Wachstum auf kurz oder lang an Grenzen stoßen muss. Selbst Deutschlands Bundespräsident Horst Köhler, einst Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und vehementer Wachstumsbefürworter, hat das inzwischen eingesehen und warnt nun davor, sich „auf wirtschaftliches Wachstum als Problemlöser und Friedensstifter in unseren Gesellschaften" zu verlassen. Das allseits geforderte Wachstum beschränkt sich jedoch nicht nur auf abstrakte Geschäftszahlen. Es schlägt sich auch im Lebensalltag nieder. Denn die exponentiell anwachsenden Erträge müssen erarbeitet werden; entweder von entsprechend effektiveren Maschinen oder effektiveren Menschen, meist von beiden. Entsprechend steigen auch die Anforderungen und die Zahl der Aufgaben ständig an - und mit ihnen der Verbrauch von begrenzten Ressourcen. |