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Handelsblatt: Negative Leitzinsen - das Undenkbare denken
18.05.2009
Nach der New York Times und der Financial Times Deutschland
hat nun auch das Handelsblatt die Diskussion über die Bedeutung des
Zinses aufgegriffen. Damit geraten wesentliche INWO-Vorschläge
zunehmend ins Blickfeld einer breiten Öffentlichkeit.
Das
Handelsblatt berichtet über die für viele Forscher erstaunlichen
Ergebnisse einer Computeranalyse der US-Notenbank Federal Reserve
(Fed). Der dabei angewandten "Taylor-Regel" zufolge müsste der optimale
Leitzins derzeit bei minus Prozent liegen. Dabei gelten negative
Leitzinsen als "unmöglich".
"Angesichts der tiefsten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression
stellen einige prominente Ökonomen die bislang vorherrschende Meinung
infrage. 'Es gibt keinen theoretischen oder praktischen Grund dafür,
dass die Federal Funds Rate, der wichtigste US-Leitzins, nicht bei
minus fünf Prozent oder wo auch immer liegen könnte', schreibt Willem
Buiter, Professor an der London School of Economics. (...) Ähnlich wie
Buiter argumentiert auch sein Harvard-Kollege Greg Mankiw. Der
vergleicht die Einführung negativer Leitzinsen mit der Erfindung
negativer Zahlen: 'Frühe Mathematiker haben die Idee negativer Zahlen
für absurd gehalten', schrieb der Professor."
Der Handelsblatt-Artikel
äussert überwiegend sachliche Kritik (auch die einiger herkömmlicher
Ökonomen), schiesst jedoch zum Teil auch darüber hinaus. Beispielsweise
geht der Autor davon aus, dass bei einem negativen Leitzins auch die
Sparbuchzinsen negativ wären. Das Konzept fliessenden Geldes
der INWO zeigt, dass das nicht der Fall sein muss, um eine konstruktive
Wirkung zu erzielen. Im Gegenteil: Die meisten würden bei einem
Negativzins durch geringere Zinskosten, die mit jedem Produkt anfallen, mehr Geld zur Verfügung haben als vorher!
Beschrieben werden neben den konkreten Vorschlägen der beiden Professoren auch die Ursprünge der Idee:
"Schon der deutsche Ökonom Silvio Gesell (1862 bis 1930) hatte den
Gedanken von 'gestempeltem Geld' entwickelt, das im Laufe der Zeit an
Wert verliert. So wollte Gesell verhindern, dass Geld als
Wertaufbewahrungsmittel dient. Wer sein Geld zu Hause horte, könne es
nicht ausgeben und lähme die Wirtschaft, schrieb Gesell. Würde man den
Besitz von Scheinen und Münzen dagegen regelmässig mit einer Gebühr
belegen, würde jeder sein Geld schnell wieder loswerden wollen."
Wie gesagt: Für mindestens 80 Prozent der Bevölkerung wäre eine solche konstruktive Umlaufsicherung von Vorteil, denn derzeit zahlen Sie mehr Zinsen als sie einnehmen! Und was für einige Ökonomen nach wie vor undenkbar erscheint, haben andere bereits mit wissenschaftlichen Modellen belegt, die ebenfalls allmählich in das öffentliche Interesse rücken.